Negative Strompreise - Strom umsonst?

Negative Strompreise - Strom umsonst? Gibt es so was überhaupt? Inzwischen gibt es immer häufiger negative Strompreise an der Strombörse.

In der Regel liegen die Strompreise bei etwa 3 - 5 Cent je Kilowattstunde. Dies sind die "Großhandelspreise" an der Strombörse. Diese Preise haben leider keine Übereinstimmung mit den Preisen, die ein normaler Haushalt oder ein kleiner Betrieb zahlen muss.

Negative Strompreise Strom umsonst Doch es geht noch niedriger als 3 - 5 Cent je Kilowattstunde. Teilweise wurden in den letzten Monaten negative, d.h. Beträge unter 0 Cent je kWh an der Börse aufgerufen. Die Verkäufer von Strom mussten für den Stromverkauf Geld zahlen. Die Käufer bekamen also den Strom und zusätzlich sogar noch Geld. Wie kam es dazu? An der Börse gelten generell die Prinzipien von Angebot und Nachfrage. Dies ist auch an der Strombörse so.

Angebot und Nachfrage bestimmen den Strompreis

Wenn das Angebot niedrig ist und die Nachfrage nach Strom hoch ist, dann steigt der Strompreis. In letzter Zeit kann man aber eher das genaue Gegenteil beobachten. Wenn das Angebot an Strom hoch ist und die Nachfrage gering ist, dann fällt der Strompreis.

Dieses Verhalten des Strompreises kann man an der Börse z.B. bei viel Wind oder hoher Sonneneinstrahlung beobachten. Die erneuerbaren Energien haben inzwischen nämlich einen sehr starken Einfluss auf den Strompreis. Erneuerbare Energien haben also nicht nur für viele neuen Abgaben und Umlagen gesorgt, sondern sie haben auch ein Absinken des Börsenpreises für Strom bewirkt. Durch die vielen neuen Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien, die ihren Strom mit Vorrang einspeisen dürfen, sank der Strompreis an der Börse.

Wenn das Angebot besonders hoch ist und die Nachfrage gering ist, führt dies sogar zu negativen Strompreisen. Dies kommt dadurch, dass einige ältere Kraftwerke nicht auf die vermehrte Ökostrom-Einspeisung reagieren. Diese Kraftwerke fahren dann nach "Plan ihr Programm ab". Hinter diesen Kraftwerken verbergen sich hauptsächlich alte Atomkraft- und Kohlekraftwerke. Außerdem gibt es viele "Kombi-Kraftwerke", die Strom und Wärme liefern. Im Winter müssen diese Kraftwerke mit hoher Leistung laufen, da die Wärme aus den Kraftwerken benötigt wird. Der Strom ist hier nur ein "Abfallprodukt". Diese Kombi-Kraftwerke, sogenannte KWK-Anlagen, haben einen sehr hohen Wirkungsgrad. Die Wirtschaftlichkeit der umweltfreundlichen KWK-Anlagen leidet aber unter dem niedrigen Börsenpreis.

Überangebot an Strom führt zu negativen Strompreisen

Das Überangebot an Strom, das durch alte Kohlekraftwerke, Atomkraftwerke, KWK-Anlagen und sehr viel Strom aus erneuerbaren Energien kam, führte in der Vergangenheit kurzfristig zu negativen Strompreisen an der Börse. Dies war teilweise auch während der Nacht der Fall. In der Nacht ist die Stromnachfrage deutlich geringer. Auch am Wochenende gab es schon Fälle von negativen Strompreisen. Auch hier war der Bedarf an Strom gering und sorgte für Preise unter 0 Cent je Kilowattstunde.

Falls die älteren Kraftwerke nicht flexibler werden, kann es zukünftig noch häufiger zu niedrigen und auch negativen Börsenpreisen kommen. Dabei kann der Strom aus erneuerbaren Energien allein in naher Zukunft noch zu keinem Überangebot an Strom führen.

Bei älteren Kohle- und Atomkraftwerken muss geprüft werden, ob diese überhaupt für wenige Stunden vom Netz genommen werden können und ob eine Umrüstung überhaupt möglich ist und wirtschaftlich sinnvoll ist.

Die kurzfristig negativen Strompreise an der Börse werden aber auf keinen Fall zu negativen Strompreisen für Privatpersonen führen. Dafür spielen die Stromnetzentgelte, Abgaben, Umlagen und Steuern eine zu große Rolle beim Strompreis.

Die jeweils aktuellen Strompreise können natürlich hier im Strom Vergleichsrechner abgefragt werden.

Update:

Am 8. Mai 2016 kam es erneut zu stark negativen Strompreisen. Auch hier war ein Stromüberangebot der Grund. Am Sonntag dem 8. Mai gab es eine verringerte Nachfrage. Zu dieser verringerten Nachfrage kam ein Überangebot an Ökostrom durch das Kaiserwetter. An diesem Tag war es sonnig und windig. Dies führte zu hohen Einspeisemengen aus Solar- und Windkraftanlagen.