Stadtwerke insolvent?
Viele Stadtwerke in Deutschland sind enorm hoch verschuldet. Die Stadtwerke und deren Kommunen sind auf vielen Gebieten voneinander abhängig.
So spielt der Gewinn des Stadtwerks oftmals eine wesentliche Rolle bei der Finanzierung der Kommune. Inzwischen ist die Lage bei ca. jedem vierten Stadtwerk der größeren Kommunen schwierig.
Dies hat eine aktuelle Studie des "Institut des öffentlichen Sektors" und KPMG ermittelt. Die Studie gibt dabei auch den Fall der Stadtwerke Gera wider. Gera gehörte in früheren Zeiten zu den florierenden Industriestädten.
Aktuell ist die finanzielle Lage von Gera aber mehr als angespannt. Gera ist die drittgrößte Stadt in Thüringen und liegt von der Einwohnerzahl nur knapp unterhalb der Großstadt-Grenze (100.000 Einwohner). Breits im Jahr 2014 meldeten die Stadtwerke Gera die Insolvenz an.
Erste Insolvenz eines Stadtwerks
Dies war das erste Mal, dass ein Stadtwerk einer großen Stadt die Insolvenz angemeldet hat. Wenn man sich einige Ursachen der Insolvenz in Gera ansieht, erkennt man jedoch aktuelle Parallelen zu anderen Stadtwerken. So konnten in Gera die Einnahmen aus dem Energiegeschäft nicht mehr die Verluste der Verkehrsgesellschaften und Hallenbäder ausgleichen.
In vielen deutschen Stadtwerken sieht es ähnlich aus. So meldeten auch die Stadtwerke Wanzleben die Insolvenz an. Es gibt noch viele weitere Stadtwerke, die große Probleme haben. Oftmals werden sie aber, wenn es wirtschaftlich möglich ist, von der jeweiligen Stadt gestützt.
Ursache für Schieflage
Die Ursache für die Schieflage ist natürlich von Stadtwerk zu Stadtwerk unterschiedlich. Es gibt aber dennoch bestimmte Muster, die man bei vielen Stadtwerken erkennen kann. So sind häufig rückgängige Erlöse bei den konventionellen Kraftwerken erkennbar. Außerdem werden häufig unter dem Dach der Stadtwerke die verschiedensten Aufgaben gesammelt. Diese Bereiche sind mehr oder weniger profitabel. Besonders häufig wird der Personennahverkehr durch die Einnahmen aus dem Energiegeschäft gestützt. Häufig trifft das auch auf die Schwimmbäder zu.
Wenn nun die Erlöse aus dem Energiesektor weiter zurückgehen, kommt es zu Problemen. Dies macht sich natürlich vielfältig bemerkbar. Die Städte können aber ihre Stadtwerke unterstützen. Durch Bürgschaften oder Patronatserklärungen können Stadtwerke günstig an Kredite gelangen. Dieses Geld sollte dann aber in zukunftsfähige Themen investiert werden. Hier haben einige Stadtwerke bereits vor längerer Zeit in erneuerbare Energien investiert. Diese Investitionen haben sich oftmals bezahlt gemacht.
Welchen Stadtwerken geht es gut?
Stadtwerke, die in die Energiewende investiert haben und neue Anlagen auf Basis regenerativer Energien installiert haben, stehen heute oftmals besser da. Diese Stadtwerke können mit stabilen Einnahmen aus diesem Sektor durch das EEG rechnen. So können die rückgängigen Einnahmen bzw. die Verluste aus den Gas- und Kohlekraftwerken ausgeglichen werden. Hier hat die Energiewende zu immer mehr Ökostrom geführt. Dadurch sind die Preise für Strom aus Kohle- und Gaskraftwerken deutlich gesunken. Stadtwerke ohne eigene konventionelle Kraftwerke und hohen Investitionen in erneuerbare Energien stehen aktuell wirtschaftlich oftmals besser da.
Aber auch diese Stadtwerke müssen sich dem Wettbewerb stellen. In unserem Stromanbieter Vergleich findet man auch alle deutschen Stadtwerke. Der gestiegene Wettbewerb auf dem deutschen Strommarkt hat auch bei den Stadtwerken zu sinkenden Margen geführt.
Oftmals haben Kunden Bedenken was den Wechsel des Stromversorgers angeht. Der neue Anbieter könnte ja pleitegehen und die Insolvenz anmelden. Aber wie sieht die wirtschaftliche Lage des lokalen Stadtwerks aus? Welcher Stromversorger ist höchst wahrscheinlich eher von einer Insolvenz bedroht?
Studie: http://www.publicgovernance.de/docs/Stadtwerke_Insolvenz_web_170216.pdf